Der Psychoanalytiker Karl-Heinz Bomberg behandelt in Berlin Menschen, die unter den psychischen Folgen ihrer Zeit in der DDR leiden – insbesondere ehemalige politische Gefangene. Viele Betroffene suchen erst im späteren Lebensabschnitt Hilfe, wenn Ablenkung durch Beruf und Alltag wegfällt und seelische Altlasten wieder an die Oberfläche kommen.
Typische Symptome sind wiederkehrende belastende Erinnerungen, das Vermeiden bestimmter Situationen und starke körperliche Reaktionen auf Auslöser – wie Herzrasen oder Panikgefühle. Häufig sind diese Reaktionen mit Erlebnissen wie Überwachung, Haft oder Repression verknüpft.
Bomberg selbst wurde in der DDR verhaftet. Obwohl ihn die Erfahrung geprägt hat, sieht er sich nicht als traumatisiert – auch, weil ihn Musik, therapeutische Ausbildung und sein soziales Umfeld stabilisiert haben. Seine Lieder und die Arbeit mit anderen helfen ihm, das Erlebte zu verarbeiten.
Doch nicht alle schaffen das. Besonders der Übergang in den Ruhestand ist eine kritische Phase, in der verdrängte Erlebnisse oft wieder aufbrechen. Bomberg betont, wie wichtig professionelle Hilfe ist – gerade weil das private Umfeld mit den Symptomen oft überfordert ist.
Er warnt zudem vor dem gesellschaftlichen Vergessen. Traumata wirken über Generationen weiter – auch Kinder und Enkel können betroffen sein, etwa durch Überidentifikation oder familiäres Schweigen. Offene Kommunikation sei entscheidend für Heilung, müsse aber behutsam aufgebaut werden.
Warum manche Menschen an Traumata zerbrechen und andere nicht, liege an vielen Faktoren: Kindheitserfahrungen, Persönlichkeit, soziale Unterstützung und Resilienz. Doch selbst mit starken Ressourcen kann extreme Gewalt tiefe Spuren hinterlassen. Bomberg erinnert: Wir sind alle verletzlich – und das sollte gesellschaftlich anerkannt werden.