Am Montag den 29.06.2015 um 17.00 Uhr findet eine Buchpräsentation von Prof. Dr. Florian Steger in der Vertretung des Landes Sachsen-Anhalt beim Bund in Berlin statt.
Disziplinierung durch Medizin
Die geschlossene Venerologische Station in der Poliklinik Mitte in Halle (Saale)
In der DDR konnten Mädchen und Frauen ab dem 12. Lebensjahr in geschlossene Venerologische Stationen zur Behandlung von Geschlechtskrankheiten zwangseingewiesen werden. Oft reichte dafür eine Denunziation oder der Verdacht auf eine Geschlechtskrankheit, um von der Polizei, der Heimleitung oder von den Eltern auf eine solche Station gebracht zu werden.
Solche im Volksmund oft kurz und derb „Tripperburg“ genannten geschlossenen Stationen gab es in fast jedem Bezirk. Auf den Stationen wurde ohne Aufklärung und Einverständnis der Patientinnen in die körperliche Integrität der Frauen eingegriffen. Die Mädchen und Frauen wurden auf den Stationen körperlich wie psychisch gedemütigt und traumatisiert.
Die Autoren Prof. Dr. Florian Steger und Dr. Maximilian Schochow beschreiben am Beispiel der Poliklinik Mitte in Halle (Saale) wie der Alltag auf einer solchen geschlossenen Venerologischen Station war und welche Brutalität, Entwürdigung und Gewalt gegen die festgehaltenen Frauen ausgeübt wurden.
Im Anschluss an die Buchvorstellung wird ein Podiumsgespräch stattfinden, an dem sich auch Dr. Karl-Heinz Bomberg beteiligen wird. Das Thema wird sein:
Machtmissbrauch und Medizin: Zwischen Beschämung, Leugnung und Aufarbeitung